Wirkungsweise manuelle Lymphdrainage:
Die Lymphdrainage ist eine sehr sanfte entstauende Körpertherapie, welche zur Verbesserung des Lymphabflusses bei Lymphabflussstörungen angewendet wird. Diese milde Sonderform der Massage ist bereits seit den 60er Jahren ein Teil der physikalischen Therapie und kommt vor allem bei starken Schwellungen an den Gliedmaßen zum Einsatz.
Äußerliche Anzeichen für eine Lymphabflussstörung sind leichte oder ausgeprägte Gewebsanschwellungen, welche sekundär zu Bewegungseinschränkungen, Schmerzen, verzögerter Wundheilung sowie einer Schwächung des Immunsystems führen können.
Gekennzeichnet ist die Manuelle Lymphdrainage durch sanfte rhythmische, kreisende und pumpende Bewegungen. Je nach Behandlungsgebiet dauert die manuelle Lymphdrainage 30 -60 Minuten. Eventuell erfolgt anschließend noch eine Kompression des betroffenen Körperabschnittes durch Wickel (siehe Bild). Dieses ist vom behandelnden Arzt zu verordnen. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen entlastet den Körper im Bereich der Schwellung ebenfalls. Was für Ihre Symptomatik in Betracht kommt, bitte mit dem Arzt besprechen.
Das Lymphgefäßsystem ist neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem im Körper und spielt auch im Immunsystem eine wichtige Rolle. Es ist auf den Transport von Nähr- und Abfallstoffen spezialisiert und entsorgt in den Lymphknoten auch Krankheitserreger wie Bakterien und Fremdkörper.
Über die kleinsten Gefäße des Blutkreislaufes (Kapillare) gelangt ein Teil des Blutes, das so genannte Blutplasma in das umliegende Körpergewebe (Zwischenzellgewebe), das damit vollständig durchtränkt wird. Dieser Prozess dient der Ernährung der umliegenden Zellen ebenso wie dem Abtransport von Stoffwechselprodukten. Die sich im Blut befindlichen Blutzellen verbleiben in den Blutbahnen, da sie nicht durch die Gefäßwände hinaus in das umliegende Körpergewebe dringen können. Die im Gewebe entstandene Flüssigkeit (Gewebsflüssigkeit) besteht nur aus Wasser und gelösten Stoffen. Hat der Stoffwechselvorgang stattgefunden, möchte der Körper die Gewebsflüssigkeit mit den anfallenden Abfallprodukten der Verstoffwechselung wieder loswerden und gibt sie wieder in die Blutgefäße zurück (ca. 90%).
Die übrige Gewebsflüssigkeit (ca.10%), beinhaltet Wasser und gelösten Stoffe, welche nicht durch Ihre Größe von den Blutgefäßen aufgenommen werden können. Um das Gewebe jedoch vollständig zu reinigen, wird die Restflüssigkeit über die Lymphbahnen als Lymphe zum Herzen abtransportiert, wo sie dann wieder den Blutkreislauf zugeführt und über die Nieren ausgeschieden wird. Am Tag entstehen so 2-3 Liter Lymphe, welcher der Körper verarbeiten muss, damit das Gewebe gut verstoffwechselt und nicht belastet wird. Vor der Abgabe ins Blut filtern jedoch noch Lymphknoten Fremdkörper oder Krankheitserreger als zentrale Rolle im Immunsystem heraus. Der MENSCH … Ein Wunderwerk!!!
Regelmäßige Lymphdrainage und Kompressionstherapie wirkt entstauend, schmerzlindernd und beschleunigt den Heilungsprozess.
Indikationen (Anwendungsgebiete) – immer nach Rücksprache mit dem betreuendem Arzt:
• Primäre chronische Lymphödeme (angeborene Lymphsystem – Schwäche, bei der nicht ausreichend Flüssigkeit abtransportiert wird
• Sekundäre chronische Lymphödeme (entstanden nach Verletzungen, Operationen oder aufgrund von Entzündungen und bestimmten Tumorarten sowie nach Strahlentherapie). Die Anwendung der manuellen Lymphdrainage sollte nach Möglichkeit frühzeitig erfolgen, da so die Wundheilung deutlich verbessert werden kann. Dadurch können andere ergänzende Therapiemethoden, wie z.B. Krankengymnastik oder Manuelle Therapie positiv beeinflusst werden.
• Akut-entzündliche Ödeme − im Rahmen einer rheumatischen Schwellung ist eine manuelle Lymphdrainage als wirkungsvoll und empfehlenswert anzusehen
• Reizerguss − ein Reizerguss, der beispielsweise infolge einer aktivierten Arthrose auftreten kann, lässt sich nur bedingt effektiv mit der manuellen Lymphdrainage behandeln. Als Zusatztherapie (zu Krankengymnastik oder Manueller Therapie) kann die Drainage jedoch sinnvoll ergänzend sein.
• Lipödem – Fettverteilungsstörung, welche vor allem die Oberschenkel sowie den Bereich der Hüfte, die Kniegelenksinnenseiten und auch die Unterschenkel oder Oberarme betrifft.
• Chronische venöse Insuffizienz (CVI) − bei einer venösen Insuffizienz können Ödeme entstehen, die durch die Drainage jedoch effektiv therapiert werden können. Obwohl die primäre Ursache in einer Schädigung des venösen Gefäßsystems zu finden ist, stellt das Verfahren eine Therapieoption der Wahl dar. Durch die venöse Insuffizienz erfolgt eine Ausweitung des Gefäßdefizites auf das Lymphgefäßsystem, das durch die Drainage positiv beeinflusst werden kann.
• Sudeck –Syndrom Typ 1: Schmerzerkrankung aufgrund von äußeren Einwirkungen wie Verletzungen, Unfällen oder auch nach ärztlichen Eingriffen an Beinen oder Armen.
• Schwangerschaftsödem − schwangerschaftsassoziierte Ödeme lassen sich durch die Drainage behandeln. Vorher immer mit dem Arzt abklären.
• Migräne
• Tinnitus
• Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz)
• Schwellungen im Bereich des Kopfes aufgrund von Verletzungen oder nach Operationen.
Lymphdrainage Nebenwirkungen & Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Da es sich um eine sanfte Massageform handelt, ist bei professioneller Anwendung der MLD nicht mit Nebenwirkungen zu rechnen. Ein verstärkter Harndrang ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Lymphabfluss in Gang kommt. Ebenfalls achten Sie bitte darauf, dass Sie ausreichend trinken, damit das Gewebe gut entschlacken kann.
Generell gilt: Ob Therapie im Einzelfall geeignet erscheint, oder ob etwas gegen die Behandlung spricht, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
• bösartige Tumore − in der Rehabilitation von Tumoroperationen wird die Lymphdrainage eingesetzt. Sie stellt aber keine Behandlungsoption für einen Tumor dar. Ob durch die Massage eine Streuung von Tumorzellen verursacht werden kann, ist bisher noch unklar, gilt aber als unwahrscheinlich. Je nach Stadium wird sie in der Palliativ Medizin eingesetzt, um den Patienten bestehenden Schmerzen zu minimieren.
• Akute Thrombose (zur Vermeidung eines Embolie-Risikos sollte die Behandlung frühestens 4 – 6 Wochen nach Ausheilung erfolgen)
• Akute virale, bakterielle und Pilz – Infekte− bei Haut- und Unterhautinfektionen sollte auf die manuelle Lymphdrainage verzichtet werden, da die Gefahr besteht, die bakteriellen oder viralen Erreger systemisch zu verbreiten.
• Fieberhafte Erkrankungen
• Herzinsuffizienz (nur bei stabilem Gesundheitszustand)Dekompensierte Herzinsuffizienz − durch eine Lymphdrainage könnte eine Überlastung des Herzens erfolgen, die im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen kann.
• Herzrhythmusstörungen − durch die manuelle Lymphdrainage können bestehende Herzrhythmusstörungen verstärkt werden.
• Hypotonie − durch die Drainage kann der Blutdruck weiter gesenkt werden.
• Akute tiefe Beinvenenthrombosen − bei einem immobilisierten Patienten ist von der Drainage abzusehen, da eine akute Embolie Gefahr besteht, da eine mechanische Verschleppung des Thrombus (Blutgerinnsels) möglich ist.